HEILIGER KASTOR

Der heilige Kastor, ihm ist unsere Basilika geweiht, lebte im 4. Jahrhundert als Einsiedler in Karden am unteren Lauf der Mosel. Er starb um das Jahr 400.
Wenn man ehrlich sein will, muss man gestehen, vielmehr, zumindest was historisch als einigermaßen gesichert gelten kann, lässt sich nicht sagen. Bezüglich seiner Herkunft spricht vieles dafür, dass er aus Aquitanien, der von den Römern eingerichteten Provinz Gallia Aquitana stammte, also jenem Gebiet im Südwesten des heutigen Frankreich, das durch die Pyrenäen im Süden und die Atlantik-Küste im Westen begrenzt ist.
Was wollte „unser“ Kastor nun an der Untermosel? In der Regierungszeit des Bischofs Maximin († 346) war das Christentum schon über die Stadtgrenzen von Trier hinaus in die ländlichen Gebiete vorgedrungen. Kastor gehörte zweifelsfrei zu einer Gruppe von Priestern, die Maximin für die Seelsorge der bereits bekehrten Landbevölkerung aussandte. So wirkte er seelsorgerisch und wahrscheinlich auch noch missionarisch im Raum Karden.
Anfangs bestimmten übrigens die einfachen Menschen, wer für sie ein Heiliger war. So ist zu vermuten, dass Kastor einer der Männer war, die schon zu Lebzeiten als heilig galten. Den Menschen in seiner Umgebung war er ein Vorbild und seinen Gefährten ein geistiger Führer, auf dessen Wort sie hörten. Erst im Lauf des 6. Jahrhunderts bedurfte es dann für eine Heiligsprechung der bischöflichen Genehmigung. Von daher erklärt sich vielleicht auch, warum wir heute nicht besonders viel über ihn wissen. Wahrscheinlich gab es auch nie ein förmliches Heiligsprechungsverfahren, in dem man die Taten und Wunder des Kastor entsprechend dokumentierte. Vom 10. Jahrhundert an zogen übrigens die Päpste das Recht der Heiligsprechung dann an sich. So wurde die damals bestehende Flut der Heiligsprechungen langsam eingedämmt.
Zurück zu „unserem“ Kastor, der dann „später auch sein Wunder brauchte“, war doch ein Wunder die Grundvoraussetzung für eine Heiligsprechung. So wird erzählt, wie Kastor Moselschiffer um Salz gebeten habe. Doch diese verspotteten ihn nur und wollten weiterfahren. Da erhob sich plötzlich ein Sturm und peitschte die Wellen so hoch, dass der Kahn zu kentern drohte. In ihrer Not flehten die Schiffer den Gottesmann um Hilfe an. Kastor kniete nieder und betete: so plötzlich wie er gekommen war, legte sich der Sturm wieder. Die heidnischen Schiffer wurden durch dieses Wunder bekehrt und haben Kastor reichlich mit Salz gedankt.
Tatsache oder nur eine fromme Geschichte? Ist die Beantwortung dieser Frage überhaupt wichtig? Wichtig ist, dass über mehr als sechzehnhundert Jahre sich Menschen der Fürbitte des heiligen Kastor anvertraut haben, dass sie seit fast zwölfhundert Jahren in „seiner“ Kirche am Zusammenfluss von Rhein und Mosel, aber auch in Karden und vielen anderen Orten unserer Region ihre Gebete, ihre Bitten und ihren Dank vor unseren Herrgott getragen haben und immer wieder neu tragen.
So wie die Heimatdichterin Maria Homscheid in der ersten Hälfte der 1930er Jahre schrieb:
„Sanct Castor Gottesfreund und Held, der in der Vorzeit Tagen durch eine finstre Heidenwelt des Glaubens Licht getragen! … St. Castor, sieh, dein Erbtum ist umdräut von Zeitgefahren! Der unser Schutzpatron du bist, hilf, daß wir es bewahren! Daß allzeit wir im Glauben treu, St. Castor, unser Fürsprech sei und bitte Gott für uns!“